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Vollendung der Restaurierung und Einweihung
Am 7. Oktober 2012 übergab nach zweijähriger Restaurierung Bischof Dr. Gebhard Fürst die Holzhey-Orgel, ihrer Bestimmung: "Gottes Größe zu loben und die Herzen der Menschen zu Gott empor zu heben." Auszüge aus der Festschrift zur Vollendung der Restaurierung "Orgeln - gekonnt gespielt - können uns beflügeln, eröffnen unserem Glauben vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten, bringen uns das Musisch-Ästhetische als elementaren Bestandteil menschlicher Existenz nahe, und sind in ihrer komplexen Beschaffenheit und Klangvielfalt geradezu ein Abbild des Kosmos. Wenn wir ein Kulturdenkmal wie die Holzhey-Orgel aus dem Jahre 1780 in Obermarchtal restaurieren und deren Wiedereinweihung geiern, ist dies deshalb kein museales Abgleiten in einen barocken Historismus. Vielmehr erwecken wir ein geistig-geistliches Erbe neu." Bischof Dr. Gebhard Fürst "Der Orgelbauverein freut sich über die Vollendung der Restaurierung der historischen Holzhey-Orgel, der Hauptorgel im Münster Obermarchtal. Neben Privatpersonen zählten zu den Spendengebern auch Firmen, Körperschaften, Vereine und andere Institutionen. Gut die Hälfte der rund 1,1 Millionen Euro teuren Sanierung erbrachten Zuschüsse der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn, mit Hilfe der Lotterie GlücksSpirale, sowie ein Zuschuss des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Möge der Klang der Orgel und ihr musikalischer Farbenreichtum alle Zuhörer bei Gottesdiensten und Konzerten erbauen und ihnen Orientierung und Freude schenken!" Walter Heberle, 1. Vorsitzender Orgelbauverein Münster Obermarchtal e. V. Kustos der Orgel Die Orgel wird im Auftrag der Hauptabteilung VIIIa/Amt für Kirchenmusik betreut von einem Kustos. Er wartet, pflegt und stimmt das Instrument, koordiniert Orgelbesuche, organisiert Konzerte und bietet Orgelführungen an. Kontakt: Gregor Simon Kustos der Holzhey-Orgel im Münster Obermarchtal E-Mail: gregor.simon@drs.de Tel.: 01520 6485736 Die Restaurierung in den Jahren 2011 und 2012 Nachdem nach der Säkularisation 1802/3 die fürstliche Familie Thurn und Taxis Eigentümerin der Klosteranlage Obermarchtal war, befindet diese sich - und damit auch die Holzhey-Orgel - seit 1973 im Besitz des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Die Notwendigkeit einer Sanierung wenn nicht Restaurierung des außerordentlich wertvollen, sowohl künstlerisch als auch kulturhistorisch bedeutsamen Instrumentes war klar. Zunächst einmal wurde das Instrument von der Firma Reiser aber noch einmal im Jahr 1992 instandgesetzt. Seit 2001 liefen schließlich konkrete Vorbereitungen einer Generalsanierung und Restaurierung, die im Jahr 2012 ihren Abschluss fand. Federführend hierbei war Diözesanmusikdirektor Walter Hirt, dem eine Fachkommission zur Seite stand. Ziel war es, die Orgel als klingendes Denkmal zu erhalten oder wieder in den Stand zu versetzen, die der Originalgestalt möglichst nahe kommt. Durch die Renovierung in den 1960er Jahren wurde aber so viel Originalsubstanz vernichtet, dass nicht alle Widersprüche zwischen Befund am Instrument und den Quellen aufgeklärt werden können. So blieben manche Fragen offen. Nicht geklärt werden konnte, wieviel Pfeifenreihen der Cornetbass hatte. Wie in anderen Quellen auch, schreibt Supper, der Cornetbass sei 4-fach, wobei der Terzchor fehle[9]. Tatsächlich sind aber fünf Pfeifenreihen heute vorhanden, die von Holzheys Hand signiert sind. Deshalb wurde nach dem Befund am Instrument renoviert und der Widerspruch zu den Quellen akzeptiert. Nicht geklärt ist auch, ob die Schiebekoppel II-I zwei Züge hatte. Trotz intensivem Forschen nach Photographien und anderen Quellen verlief die Suche ergebnislos. Durch die Instandsetzung der 1960er Jahre sind alle Spuren beseitigt worden. Die Vox humana im Echowerk hat bei allen anderen Holzhey-Orgeln zwei Registerzüge. Nur anscheinend in Obermarchtal nicht. Mangels Quellenbeleg und Bildmaterial wurde der Befund am Winkelbalken der Registertraktur als Renovierungsgrundlage herangezogen. Ob die Türen im Echowerk vollständig geschlossen waren, muss offen bleiben. Die Ausführung der Türen lässt eher vermuten, dass die Türen ein durchbrochenes Gitter hatten. Aus der eingesetzten Gratleiste kann man aber auch den Schluss ziehen, dass die Türen des Echowerks vollständig geschlossen waren. Im Zuge der laufenden Renovierungsmaßnahmen waren auch manche Nachforschungen von Erfolg gekrönt. So konnte die Erbauungszeit von Haupt- und Chororgel berichtigt werden. Ein weiterer bedeutender Fund ist eine Zeichnung der Orgel von 1896. Anhand der Zeichnung konnte man festlegen, wie der Labienverlauf der Prospektpfeifen gestaltet war[10]. Für die Rekonstruktion des Spieltisches war eine Photographie sehr aufschlussreich, die sich in der Orgelbildsammlung der Gesellschaft der Orgelfreunde erhalten hat. Durch dieses kleine Photo konnten die Form und die Zahl der Registerzüge wieder rekonstruiert werden[11]. Nicht zuletzt war ein Aufriss des Spieltischs von großer Bedeutung, der sich im Firmenarchiv der Orgelbauwerkstätte Reiser erhalten hat[12]. Ohne dieses Dokument hätte man weder die Kopplungsanlage noch die Ausmaße des Spieltisches sicher rekonstruieren können. Nach der 2012 abgeschlossenen Renovierung zeigt sich das Instrument in hohem Maße als Beispiel für das Schaffen des Orgelbauers Johann Nepomuk Holzhey, das hoffentlich noch lange Zeit überdauern wird[13] . Dr. Ulrich Höflacher [9] Supper, Walter (Hg.): Der Barock, seine Orgeln und seine Musik in Oberschwaben.
Berlin., Darmstadt , 1952. S. 106. [10] Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg, Plansammlung Obermarchtal J 343.03.
Ich danke Herrn Dr. Styra für die Bereitstellung der Unterlagen. [11] Die Orgelbildsammlung wird von Dr. Sixtus Lampl in Valley betreut.
Ich danke Herrn Sixtus Lampl für die Überlassung der Bildtafel, die Dr. Walter Supper in den 1950er Jahren gestaltet hat. [12] Ich danke Herrn Hans Peter Reiser sehr herzlich für das Entgegenkommen,
die Zeichnung für die Rekonstruktion des Spieltisches zur Verfügung zu stellen. [13] Der Aufsatz ist eine stark gekürzte Zusammenfassung des Artikels „Die Holzhey-Orgel“ in „Festschrift Holzhey-Orgel Obermarchtal, 2012, veröffentlicht vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Disposition der Holzhey-Orgel Obermarchtal nach der Restaurierung 2012 I. Hauptwerk C – f 3 1. Praestant 16´ 2. Principal 8´ 3. Mixtur 6f. 2´ 4. Sexquialter 3f. 3´ 5. Superoctav 2´ 6. Nazard 3´ 7. Octav 4´ 8. Flöten 4´ 9. Gamba 8´ 10. Quintaden 8´ 11. Viola 8´ 12. Copel 8´ 13. Cornet 3f. 3´ 14. Trompet 8´ 15. Claron 4´ II. Positiv C – f 3 16. Principal 8´ 17. Cimbal 5f. 2´ 18. Hörnle 2f. 2´ + 1 3/5´ 19. Quint 3´ 20. Octav 4´ 21. Holflöten 4´ 22. Siflöt 2´ 23. Salicional 8´ 24. Rohrflöten 8´ 25. Unda maris 8´ 26. Flautravers 8´ 27. Fagott Baß 8´ 28. Hautbois Disk. 8´ III. Echo C – f 3 29. Vox humana 8´ 30. Cromorne Baß 8´ 31. Schalmei Diskant 8´ 32. Cornet Resi 4f. 4´ 33. Flageolet 2´ 34. Spizflöten 4´ 35. Dulciana 8´ 36. Nachthorn 8´ Pedal C – d 1 37. Violonbaß 8´ 38. Cornetbaß 5f. 4´ 39. Octavbaß 8´ 40. Subbaß 16´ 41. Bompard 16´ 42. Trompet 8´ 43. Claron 4´ Koppelzüge – Tuttibaß (I/P) – Positiv – Cupl (II/I) Schiebekoppel als Doppelzug – Echo – Cupl (III/I) Nebenzug – Tremulant Echo Stimmtonhöhe: a’ = 425 Hz bei 18°C Temperatur nach Neidhardt, modifiziert nach Franz Raml Besucherzähler
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